Neuerscheinung: Reserven historischer Anthropologie. Herausgegeben von Christopher Möllmann und Marcus Sandl
17. November 2014
Schwerpunktheft von IASL Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, 39, 2 (2014)
Zitation
Der gewählte thematische Fokus [des Schwerpunktes] wirkt fast traditionell. Gegenstände wie Sinnlichkeit und Botengänge, das Gespenst und das Glück, die Transformation frühneuzeitlicher Anthropologien und der Homo ludens, aber auch wissenschaftsgeschichtliche Annäherungen an die Mikrogeschichte und die Berliner Historische Anthropologie der achtziger Jahre können sich prima facie nicht über einen Anspruch auf thematische Originalität legitimieren. Sie streben freilich auch keine Revisionen an, indem bestimmte Anliegen historisch-anthropologischen Arbeitens programmatisch zurückgenommen oder in die Konkurrenz zu anderen Zugangsweisen getrieben werden. […]
Die Ambition [des Schwerpunktes] ist [es], unterschiedliche Register historisch-anthropologischen Forschens aufeinander zu beziehen und ineinander zu verschränken. Insofern bietet [er] sich als erste Übung darin an, stille Reserven der historischen Anthropologie zu aktivieren. Die Artikel wollen auf je unterschiedliche Weise dazu beitragen, brachliegende Ressourcen sichtbar zu machen, und zwar insbesondere solche, die sich zwischen scheinbar konkurrierenden historischen Anthropologien ausmachen lassen. […]
Der vorliegende Band ist das Ergebnis von Diskussionen innerhalb zweier – in Zürich und in Konstanz beheimateter – Arbeitskreise, die sich zunächst unabhängig voneinander und in Unkenntnis des jeweils anderen nachbarschaftlich konstituierten. Nachdem man voneinander Kenntnis genommen hatte, entspann sich eine ebenso fruchtbare wie spannende Zusammenarbeit […]. (Aus dem Editorial)
Die Beiträge des Schwerpunktes
- Christopher Möllmann, Marcus Sandl: Editorial, S. 381–387
- Isabelle Schürch: Der Bote ist nicht allein. Historisch-anthropologische Überlegungen zu einer Reflexionsfigur der Medientheorie, S. 388–403
- Marcus Sandl: Homo ludens, S. 404–421
- Rudolf Schlögl: Der Mensch und seine Gesellschaft. Ein Versuch zum anthropologischen Diskurs in der frühneuzeitlichen Vergesellschaftung unter Anwesenden, S. 422–440
- Ulrich Johannes Beil: Kants Gespenster. Anthropologische und mediale Grenzobjekte in der Aufklärung, S. 441–456
- Jan-Friedrich Mißfelder: Ganzkörpergeschichte. Sinne, Sinn und Sinnlichkeit für eine Historische Anthropologie, S. 457–475
- Michael Neumann, Marcus Twellmann: Marginalität und Fürsprache. Dorfgeschichten zwischen Realismus, Microstoria und historischer Anthropologie, S. 476–492
- Christopher Möllmann: Der Mensch als ‚Gegenwartswesen‘. Vorschläge zu einer historischen Epistemologie der Berliner Historischen Anthropologie in den achtziger und frühen neunziger Jahren, S. 493–514
- Stephanie Kleiner: The trouble with happiness. Martin Gumperts Die Kunst glücklich zu sein und die Anthropologie des Ratgebens in den 1950er Jahren, S. 515–535
Christopher Möllmann ist wissenschaftlicher Geschäftsführer des Exzellenzclusters „Kulturelle Grundlagen von Integration“.
Prof. Dr. Marcus Sandl ist Assistenzprofessor für „Medialität der Vormoderne“ an der Universität Zürich, NFS Mediality und Kooperationspartner des Konstanzer Exzellenzclusters.